pelvicachromis taeniatus moliwe

 

Anlässlich der wieder mal erfolgten Umtaufe des "Smaragdbuntbarsches", pelvicachromis taeniatus und seiner Farbvarianten und der Tatsache, dass er sich zu einer Art Versuchsobjekt im universitären Forschungsbereich entwickelt hat will ich hier meine Erfahrungen zur Varianten "Moliwe" veröffentlichen.

A. Lamboj, E. Dell´Ampio und Frau Bartel. die für die Revalidation verantwortlich zeichnen, wiederbeleben den alten Namen P. kribensis für alle Kameruner. P. taeniatus gilt jetzt nur noch für Tiere aus Nigeria und Benin. Bis auf die Population aus dem Wouri - River. Es ist eine eigene Art mit dem Namen P. drachenfelsi. Für die Fische aus dem Moliwe - und Nyong - River - System wird angenommen, dass es sich um eigene Arten handelt. Zur abschliessenden Beurteilung sind aber weitere Forschungen nötig. Anhang 5 im Originaltext.

Um Missverständnissen vorzubeugen : Unter Aquaristik verstehe ich die Beschäftigung mit dem Fisch, seinem Lebensraum, seinen Eigenarten, Kenntnisse und Hintergründe von A bis Z, soweit greifbar, ohne wenn und aber. Die Toleranzgrenzen des Tieres im Hinblick auf die Bedingungen, unter denen es noch existieren kann auszustesten ist für mich keine Aquaristik. Das Tier soll nicht mit diesen oder jenen vorgegebenen Bedingungen "zurecht kommen", sondern unter den gewohnten Umständen leben. Meine Aufgabe als Pfleger ist es diese Bedingungen zu stellen, nicht umgekehrt. Wer das nicht kann oder möchte soll es besser lassen. Nur dann kann ich zu relativ echten Werten und Erfahrungen kommen, soweit das in einem AQ überhaupt möglich ist. Da befinde ich mich in guter Gesellschaft, z. B. der von Anton Lamboj. Im ersten Anhang auf Seite 4 gekennzeichnet.

Seit rund 50 Jahren pflege ich nach diesem Motto afrikanische Zwergbuntbarsche in Artaquarien um die 200 Liter. Seit einigen Jahren pelvicachromis taeniatus in verschiedenen Lokalpopulationen.

Angepasst an die international gebräuchlichen geografischen Bezeichnungen halte ich mich an diese, also nicht mehr "Westafrikanische Zwergbuntbarsche" allgemein, sondern aufgeteilt in westafrikanisch und zentralafrikanisch. Taeniatus aus dem Niger-/ Benin - Bereich sind Westafrikaner, die lokalen Farbformen Zentralafrikaner. Was zwei Gründ hat. Einmal ist das im Rest der Welt schon so üblich, der andere sind Habitatgründe.

Ein Blick auf die geografischen und klimatischen Bedingungen verdeutlicht das. Kamerun, die Heimat des Moliwe und anderer Populationen, unterteilt sich in drei sehr unterschiedliche Haupt - Klimazonen. Logischerweise weisen alle Lebensräume auch unterschiedliche Vegetaionen und damit Wasserwerte auf. Es ist ein fataler Fehler zu glauben, taeniatus ist taeniatus ! In Nigeria liegen wieder andere Bedingungen vor.

Wenn man nun ältere Berichte, z. B. der Altmeister Staeck/Linke liest kommt man ins Schwimmen. Die Lösung ist einfach. 1950 herrschten andere Umweltbedingungen als 2015. Die Welt verändert sich nun mal, nicht unbedingt immer vorteilhaft. Von Bedeutung ist auch der Zeitpunkt der jeweiligen Erhebungen. Im Herbst liegen andere klimatische Bedingungen vor als im Frühjahr. Wie im Amazonas - Einzugsgebiet gibt es auch in Westafrika Regen- und Trockenzeiten. Für meine Begriffe wird darauf leider nur unzureichend eingegangen, vergleichbare Datenerhebungen gibt es meines Wissens nicht.

Wenn Linke 1981 noch erklärt, dass " P. taeniatus sehr weiche, saure Gewässer bewohnt, die an Schwarzwasser erinnern" (W.Staeck, DCG Informationen 42(1)2-12) ist dem heute nicht mehr so. Aus dem Moliwe, der sich ruhig durch eine relativ unberührte Natur schlängelt, dessen Ufer von Pflanzen gesäumt sind, die Abschattungen und Deckung bieten, ist heute ein schnell fließender Fluss geworden, an den Ufern nur noch Palmwälder zur Ölgewinnung. Das Habitat hat sich gewaltig nachteilig verändert, damit auch die Wasserwerte. Nicht viel anders sieht es an den Lebensräumen der anderen Lokalformen aus.

Fazit : P. taeniatus steht nicht grundlos auf der Roten Liste !

Eine weiterer Irrglaube ist, dass die unterschiedlichen Populationen sich nicht kreuzen (lassen). Dem ist nicht so ! Es verbietet sich also von selbst, unterschiedliche Arten in einem AQ zu halten. Ob das nun generell so ist oder unter welchen Bedingungen / Auslösern ist nebensächlich. Es findet statt, das reicht aus.

Seitenlange Texte selbst zu verfassen ist glücklicherweise nicht nötig. Das haben kompetentere Interessierte schon getan. Es geht mir ja um Informationsvermittlung zur Pflege und Erhaltung des Fisches. Ich greife hier in diesem Sinne auf grundlegende Dokumentationen und Informationen älteren und neueren Datums zurück. Sie geben nicht immer in vollem Umfang meine individuelle Meinung wieder. Die muss sich jeder Leser selbst bilden. Vorsager, nicht zu verwechseln mit Vordenkern, gibt es schon genug.

Anhang 1, Anton Lamboj, Neue Formen...DCG-Information 31 (4): 91-96    Hier auch Angaben zu den Haltungsbedingungen, Wasserwerten

Anhang 2, Anton Lamboj, Zur Namensgebung...DCG-Information 19 (7) 1988, 121-125

Anhang 3. Zeitschrift Tropical Fish Magazine, Juli 2011. Collecting Pelvicachromis Species in Cameroon   Bericht über eine Fischfangreise

Anhang 4. Horst Linke, Taeniatus, deine Farbformen...DCG-Info 21 (4) 1990, 80-82   Kritische Anmerkungen zum Unsinn mit den Namen der Farbformen

Anhang 5. Originaltext der Revalidierung der Namen taeniatis, kribensis.

 

 

 

©2015 Manfred Schütt